Trockeneisstrahlen entfernt Pulverbeschichtung von Rennwagen
DIE SITUATION
1981 wurde in den USA die Formula SAE® (Society of Automotive Engineers) ins Leben gerufen. Seit 2006 findet jährlich die Formula Student Germany (FSG), ein internationaler Konstruktionswettbewerb für Studenten statt, der vom Formula Student Germany e. V. nach ähnlichen Regeln wie denen der Formula SAE ausgerichtet wird und unter der Schirmherrschaft des Verein Deutscher Ingenieure e. V. steht.
In diesem Wettbewerb muss in Teamarbeit ein einsitziger Formelrennwagen konstruiert und gefertigt werden um damit gegen Teams aus der ganzen Welt am Hockenheimring in Formel-1-Atmosphäre anzutreten. Bei der Formula Student gewinnt aber nicht etwa das schnellste Auto, sondern das Team welches das beste Gesamtpaket aus Konstruktion und Rennperformance, Finanzplanung und Verkaufsargumenten entwickelt.
Zur Ermittlung des besten Fahrzeugs bewertet eine Jury aus Experten der Motorsport-, Automobil- und Zulieferindustrie in den statischen Disziplinen die Konstruktion, Kosten- und Businessplan jedes Teams. Zusätzlich beweisen die Studenten auf der Rennstrecke in verschiedenen dynamischen Disziplinen, wie sich ihre selbstgebauten Boliden in der Praxis bewähren.
Der Anspruch der Formula Student ist die Ergänzung des Studiums um intensive Erfahrungen mit Konstruktion und Fertigung sowie mit den wirtschaftlichen Aspekten des Automobilbaus zu sammeln.
„Seit 2008 fördert die Hochschule in Gießen dieses Projekt. Es ist sehr interessant, da man einen riesigen Einblick in die Fahrzeugkonstruktion erhält. Außerdem kann man das erlernte praktisch anwenden.“ sagt Stefan Porth, zuständig für die Motorsteuerung im Team 2012-2013 und Organisation und Testleitung im Team 2013-2014. „Wir sind momentan 26 Studenten aus den Bereichen Maschinenbau, BWL, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieur und 2 Professoren stehen uns beratend zur Seite.“
DIE AUFGABENSTELLUNG
In der Saison 2012-2013 diente der erfolgreiche F21-12 als Grundlage für einige Modifikationen. Es handelt sich beim F21-12b nicht um ein komplett neu konstruierten Rennwagen, sondern um eine konsequente Weiterentwicklung.
Insbesondere die Motorkühlung, der Tank und die Öl-Versorgung sorgten in der Vergangenheit immer wieder für erhebliche Probleme, was durch einige Neuentwicklungen weitestgehend unterbunden werden konnte. Weiterhin wurde das Fahrwerk komplett neu konstruiert und individuell aus Carbon gefertigt. Auch Kleinigkeiten wie der Sitz und Überlaufbehälter wurden überarbeitet. Optisch am auffälligsten ist die neue Außenhaut, die sich dieses Jahr im THM Layout präsentiert.
DIE COLD JET LÖSUNG
Um einige Änderungen an dem Gitterrohrrahmen, wie z. B. Anbindungspunkte für den Sicherheitsgurt, diverse Halterungen für Wasserkühler, Trockensumpfbehälter, etc. und eine Änderung in der vorderen Crashstruktur vorzunehmen, mußte vom Vorjahresmodell erst einmal die Pulverbeschichtung entfernt werden. Das Team stellte sich die Frage, welche Methode dafür am besten geeignet wäre? Auf der Messe EuroMold wurden Sie schließlich fündig. Dort stellte Cold Jet die neuesten Reinigungstechnologien aus. Frau Kupinski (Teamleitung 2012-2013) wendete sich noch während der Messe an einen unserer Experten und schilderte Ihr Problem.
Da Cold Jet die globale Bedeutung von diesem Konstruktionswettbewerb für die Studenten anerkennt, war schnell klar, das es keine Frage ist ob das THMMotorsport Team unterstützt wird. Schnell wurde ein Demonstrationstermin mit Cold Jet Dienstleister HS Blasting aus Weitefeld (www.hs-dryice-blasting.de) vereinbart und das Team schätzt diese unbürokratische Hilfe von Cold Jet für dieses Projekt sehr. Nach einer erfolgreichen Probereinigung war schnell klar, das Trockeneisstrahlen die beste Methode ist.
„Am besten fand ich das es kein Sekundärabfall hinterläßt wie beim Sandstrahlen. Das ersparte uns eine Menge Aufräumarbeiten.“ kommentierte Porth.
Das System verwendet rückgewonnenes CO2 in Form von festen Trockeneispartikeln welche durch einen Schlauch und Hochgeschwindigkeitsdüse beschleunigt werden um Beschichtungen und Ablagerungen von Oberflächen ohne Beschädigung zu reinigen und entfetten. Die Trockeneispartikel und deren Reinigung ist absolut Umweltfreundlich, sie verdampfen beim Aufprall auf die Oberfläche vollständig, reinigen porentief ohne das ein zusätzliches Abfallprodukt entsteht und sie eliminieren somit Kosten und Umweltauswirkungen der Sekundärabfallaufbereitung und –entsorgung. Neben den vielen Vorteilen der Cold Jet Trockeneisreinigungssysteme, ist es eines, dass es sicher und wirksam bei einer Vielzahl von Reinigungsanwendungen, von empfindlichen Materialien, bis hin zum Entfernen von Schweißschlacken in der Automobilindustrie zu verwenden ist. Speziell für dieses Projekt war es wichtig, dass alles, was verwendet wurde in keiner Weise den Modellrahmen beschädigen würde.
Bodo Wloch, Cold Jet technischer Vertrieb West, fügte hinzu: “Unsere Trockeneisstrahlsysteme werden immer häufiger und in immer mehr Industrien als bevorzugte umweltfreundliche Methode zur Reinigung und Oberflächenvorbehandlung eingesetzt. Eine Pulverbeschichtung zu entfernen, ohne die Oberfläche zu beschädigen ist kein leichtes Unterfangen. Von hochsensibel für empfindliche Teile oder hoch aggressiv für sehr schmutzige Oberflächen, jede Anwendung präsentiert eine einzigartige Herausforderung welches durch unsere Trockeneisstrahlsysteme bewältigt werden kann.”
DIE ERGEBNISSE
Gegen 74 Konkurrenten aus Europa und Übersee trat das Team von THM-Motorsport an. Bei einem Hubraum von 599 ccm und einer Leistung von 63 kW (86 PS) an den Antriebsrädern beschleunigt das Fahrzeug in 3,9 Sekunden von null auf 100 Kilometer pro Stunde. Mit dem 23. Platz in der Kategorie Verbrennungsmotoren ist man im THM-Rennstall laut Teamleiterin Kupinski hochzufrieden. Gemeinsames Ziel sei es gewesen, in der ersten hälfte des Feldes anzukommen. Auf welchem Niveau an der THM Motorsport betrieben wird, zeigt sich auch darin das Sie den Sonderpreis für das am besten auf die technische Abnahme vorbereitete Fahrzeug gewonnen haben, heißt es in der Pressemitteilung der Hochschule. In verschiedenen Kategorien traten in diesem Jahr mehr als 3000 Studenten mit 115 Rennwagen gegeneinander an. Die Benutzung des Trockeneis-strahlens als einen Teil von diesem Projekt verbesserte die Möglichkeiten des Teams für eine schnelle und sichere Reinigung.
„Wir sind zufrieden mit den Resultaten an unserem Rennwagen und freuen uns schon auf die kommende Saison.“ schließt Stefan Porth.